Knapp 900 km durch Niedersachsen – die Landesliga-Reise geht zu Ende.

Aus der Sicht von Franjo Kersten, Vater, Ex-Coach, Charakterkopf.

🤣

Am Donnerstag, den 5.6.25, haben wir unser letztes Auswärtsspiel hinter uns gebracht. Eine intensive Zeit, voller Eindrücke, voller Erlebnisse – auch voller Emotionen. Wir durften vieles sehen, erleben, lernen. Vom südlichsten Zipfel Niedersachsens bis hoch in den hohen Norden. So viele unterschiedliche Menschen, Eltern, Verantwortliche – ganz verschiedene Arten, wie man mit Jugendlichen und dem Spiel umgeht.
Leider mussten wir auch viele Erfahrungen machen, die man sich lieber erspart hätte.
Respektlosigkeit – von Spielern gegenüber Trainern, Betreuern, Mitspielern. Sätze wie: „Du hast graue Haare, du stirbst bald“, oder „Ich schlag dir die Brille ins Gesicht“ – und das waren noch die harmloseren Aussagen.
Und wenn dann von der Seitenlinie kommt: „Ach, Kinder halt“ – dann ist das einfach nur traurig.
Denn das hat nichts mehr mit „Kinder sein“ zu tun. Das ist schlicht daneben.
Ich finde: Egal woher man kommt, egal wie man aufgewachsen ist – Respekt ist nicht verhandelbar.
Wenn ich zu Gast auf einem fremden Platz bin, benehme ich mich. Punkt.
Ich laufe nicht an Eltern vorbei und rufe „Scheiß Verein“. Und wenn ich das so sehe, dann behalte ich es für mich. Auch in Spelle hat man wieder gesehen: Manche Jungs vom Gegner haben Respekt offenbar noch nie buchstabiert, geschweige denn verinnerlicht. Aber sei’s drum – Mund abputzen, weitermachen, Fokus aufs letzte Spiel!

Natürlich gab es auch andere Erlebnisse – solche, die einem in Erinnerung bleiben, weil sie einfach guttun.
Es gab wirklich schöne Plätze, auf denen wir zu Gast sein durften,mit gepflegten Anlagen, herzlichem Empfang und einem echten Fußballgefühl. Orte, an denen man sich willkommen fühlte, wo Sport noch mit Anstand und Miteinander verbunden ist.
Besonders in Erinnerung bleiben mir die netten Gespräche mit den Eltern aus Meppen, offen, ehrlich, respektvoll. Man hatte das Gefühl, man spricht auf Augenhöhe, auch wenn man sportlich gegeneinander steht.
Auch aus Oldenburg haben wir wertvolle Begegnungen mitgenommen – Eltern, die ihren Kindern mit gutem Beispiel vorangehen, die Respekt nicht nur einfordern, sondern vorleben.
Grüße gehen nach Brake! Solche Begegnungen zeigen, dass es auch anders geht.
Dass der Fußball mehr sein kann als nur ein Spiel,nämlich ein Raum für Austausch, für Respekt, für Gemeinschaft.
Rubrik Schiedsrichter – Zwischen Anspruch und Realität
Die B-Junioren-Landesliga ist längst kein gemächliches Bolzplatztempo mehr. Das Spiel ist dynamisch, intensiv und verlangt von allen Beteiligten höchste Konzentration – auch von den Schiedsrichtern. Leider zeigt sich hier immer wieder ein Schwachpunkt: Manche Unparteiischen sind mit dem Tempo überfordert, sind zu weit weg vom Geschehen und treffen Entscheidungen eher auf Zuruf als aus klarer Beobachtung.
Abseits? Foulspiel? Ball im Aus? Vieles bleibt vage – und das geht oft zu Lasten einer Mannschaft. Besonders dann, wenn junge Schiedsrichter eingesetzt werden, denen schlicht das Standing fehlt, sich in hitzigen Situationen durchzusetzen. So wie zuletzt: Ein Referee mit Niedersachsenliga-Erfahrung stand auf dem Platz, ließ aber Meckereien und Unsportlichkeiten kommentarlos durchgehen. Keine Karten, keine Ansagen und das Spiel drohte zu kippen.
Ganz anders bei einem Spiel mit einem Gespann aus der Oberliga: Von Beginn an klare Kommunikation, bei jeder Respektlosigkeit sofort eine Karte,konsequent und wirksam. Natürlich bremst das hin und wieder den Spielfluss. Aber es schützt vor Eskalationen, setzt Grenzen und sorgt für Fairness.
Wäre schön, wenn es auch in der Landesliga künftig mehr solcher Gespanne gäbe. Vielleicht bleibt das vorerst Wunschdenken – aber Respekt, Kontrolle und klare Linien sollten keine Frage der Liga-Zugehörigkeit sein.Das soll ein Denkanstoß sein – keine Schuldzuweisung. Für den Abstieg tragen wir selbst die Verantwortung. Nicht die Schiedsrichter. Das ist Fakt.
Und nun zu unseren Jungs:
Ich sehe Licht und Schatten.
Einige haben sich entwickelt, weitergemacht. Andere sind im Kopf nie ganz in der Landesliga angekommen oder wollten diesen Weg vielleicht auch gar nicht richtig gehen. Jeder von uns Eltern hat seine eigene Meinung, wie gespielt werden sollte, wer wo hingehört. Aber am Ende zählt, was auf dem Platz passiert.
In einigen Spielen hat man aufblitzen sehen, was wirklich in euch steckt, als Einzelne, aber auch als Team.
Etwas mehr Fokus, etwas mehr Ehrgeiz und da wäre mehr als nur 12 (9) Punkte drin gewesen.
Ich könnte jetzt einige hervorheben aber das mache ich bewusst nicht.
Ich lobe jeden Einzelnen von euch.
Auch besonders die Jüngeren, die ausgeholfen haben.Den Zukünftigen abgängern, viel Glück auf Euren weitern weg.
Aber ehrlich: Bei dem einen oder anderen hätte ein kleines bisschen mehr Biss sicher nicht geschadet.
Trotzdem, es war mir eine Ehre, euch spielen zu sehen.
Auch wenn ihr oft ordentlich auf den Sack bekommen habt, ich habe fast nie jemanden gesehen, der wirklich derbe enttäuscht war nach dem Spiel. Das zeigt auch eine gewisse Größe.
Ihr wusstet, worauf ihr euch einlasst. Und ihr habt euch gestellt. Dafür: Respekt.
Liebe Trainer,
ich wünsche euch von Herzen alles Gute für eure Zukunft, eure Wege, eure neue Zeit.
Danke, dass ihr den Jungs die Möglichkeit gegeben habt, in der Landesliga zu spielen.
Danke für eure Zeit, euer Engagement, eure Nerven.
Und an alle Eltern:
Ein fettes Dankeschön!
Fürs Fahren, Organisieren, Dabeisein und für jede einzelne Tasche, die ausgepackt und jede Wäscheladung, die gewaschen wurde.
Wir sehen uns beim letzten Heimspiel.
Lasst uns das gemeinsam genießen.
Mit Stolz, mit Dankbarkeit und mit einem Lächeln.

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